Kultur & Teilhabe

Philosophie

Die Förderung der Lebensqualität bildet ein zentrales Ziel der Betreuung und Versorgung dementer Menschen.

Dabei sind mit diesem Ziel nicht nur fachliche, sondern auch ethische Fragen verbunden: Fachliche insofern, als durch spezifische Betreuungs- und Versorgungskonzepte Lebensqualität in ihren objektiven und subjektiven Merkmalen positiv beeinflusst werden kann, ethische insofern, als Lebensqualität die subjektiven und individuellen Kriterien eines guten Lebens berühren, die bei der Entwicklung solcher Konzepte ausdrücklich zu berücksichtigen sind. Damit eine Erhaltung und Förderung der Lebensqualität erreicht werden kann, ist ein differenziertes Assessment ihrer verschiedenen Dimensionen notwendig.

Vor diesem Hintergrund stellt die Berücksichtigung der besonderen Problematik dementer Menschen in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung, die ihre Kriterien von Lebensqualität sowie ihre emotionale Befindlichkeit nicht differenziert ausdrücken können, eine Herausforderung auch beim Einsatz eines Instrumentes zur Erfassung der Lebensqualität dar.

Präambel aus Einladungstext 19.05.08 Kongress: Lebensqualität bei Demenzerkrankung Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg

 

Kultur für Menschen mit Demenz - macht das Sinn?

Über 1.7 Millionen Menschen mit Demenz leben in Deutschland, ca. 8.000 allein in Stuttgart, und diese Zahl wird mit dem Anstieg des Durchschnittsalters steigen. Da keine Heilungschancen in Sicht sind, nutzen die Betreuenden jetzt in zunehmendem Maße die Kultur, als Möglichkeit auch den Alltag besser in den Griff zu bekommen und damit die Lebensqualität zu verbessern. Langsam, Schritt für Schritt verändert sich das Denken der Menschen mit Demenz. Und in der Gesellschaft?

Spiegel online meldete am 10. August 2008: Lange Zeit galt der Verstand als höchste Errungenschaft des Menschen Gefühle dagegen wurden als dumm und unzuverlässig abgetan. Mittlerweile wissen Hirnforscher, dass Emotionen ihre eigene Intelligenz haben und überlebenswichtig sind.

Die Initiative „RosenResli“- Kultur für Menschen mit Demenz, entwickelte ein für Deutschland neuartiges Projekt für mehr Lebensqualität für Menschen mit Demenz. Geholfen wird hier allen Betroffenen (auch deren Angehörigen) ihr Leben in Würde zu leben, sowohl in Heimen, Wohngruppen oder in der Familie.

RosenResli“ schöpft bestehende kulturelle Ressourcen in der Kulturlandschaft und unterstützt engagierte Partner der Wohlfahrtsverbände, die Träger der Pflegeheime und die Kirchen. „RosenResli“ organisiert und konzipiert dazu ein Programm: Museum, Theater, Konzert, Oper, Ballett, Gottesdienste, Lesungen und Sinnesgarten/Haus des Waldes werden von Menschen mit Demenz, dank fürsorglicher Begleitung, besucht.

Neben der positiven Auswirkung auf die Stimmung, die manchmal für Stunden oder Tage anhält, zeigen die Führungen, dass die Demenz, welche oftmals die Fähigkeiten der Betroffenen so vielfältig einschränkt, manchmal auch tiefliegende Fähigkeiten, wie Deutungs- und Ausdrucksvermögen, die bis dahin verborgen waren aktivieren kann und wieder lebendig werden lässt.

Wenn Sie diese Menschen dort wo sie leben an einem ganz gewöhnlichen Tag getroffen hätten, hätten Sie sie wohl lange nicht so überzeugt und ausdruckssicher erlebt, wie jetzt im Museum. Demenz raubt keine Erinnerungen, unsere Erinnerungen sind alle gespeichert. Demenz betrifft nur jenen Teil des Gehirns, der auf Erinnerungen zugreift; es ist, als ob man die Erinnerungen in einen Tresor gesteckt hat und dann den Schlüssel verloren hat. Die Emotionen jedoch sind immer da.



Immer öfter machen sich die Menschen mit Demenz auf den Weg. Sie verlassen gemeinsam mit Angehörigen oder Helfern das Haus und machen in Kultur. Mit der U-Bahn ins Museum, Theater, Varieté, in die Kirche zum Gottesdienst, in den Sinnesgarten und noch viel mehr. Für Menschen mit Demenz ist das eine Fahrt ins Blaue, ein Abenteuer, denn Sie wissen nicht was Sie erwartet.

Erstmal am Ziel angekommen ist die Freude groß, denn jetzt ist viel Zeit für Erinnerungen, Poesie, Melancholie, Gesprächen, mit Worten oder „Händen und Füßen“ und viel Emotionen. Und wenn die "sprachlosen" Menschen, die den "Verstand" verloren haben, beim Kontakt mit der Kultur sehr emotional wieder ins Gespräch kommen, dann sind die Menschen glücklich angekommen.